Friedberg

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Friedberg

Frymburk

Der Ort liegt heute am Rande des Lipnostausees, in dem der zur Moldau gelegene Ortsteil seit etwa 1960 versunken ist. Seine Entstehung dürfte er einem Handelsweg verdanken, der von Obermühl in Oberösterreich über St.Thomas / Sv. Tomáš in Richtung Krummau führte. Seine erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde des Jahres 1277.
Sehenswert sind die spätgotische St. Bartolomäuskirche aus dem Jahre 1530, sowie der Pranger am Platz aus 1651. Die Umgebung des Ortes hat sich vor allem nach der Wende von 1989 durch touristische Aktivitäten, so durch den Bau einer Marina durch Investoren aus den Niederlanden, wesentlich verändert. Vieles scheint vergessen:
Aus dem Ort stammen mehrere Persönlichkeiten, auch Adalbert Stifter war ihm sehr verbunden. Hier wurde am 27. Juli 1808 Fanny Greipl, Adalbert Sifters Jugendliebe, im Bürgerhause am Marktplatz Nr.74, geboren. An der Außenmauer der Kirche sind die Grabsteine der wohlhabenden Familie zu sehen.1 Dem „Friedberger Tal“ widmete er diese Gedanken:

Wo ein Dorf, von aller Welt geschieden,
Einsam sich an seine Berge legt
Und ein Volk in ewig gleichem Frieden
Harmlos seine Zeit zu Grabe trägt:
Sel`ge Insel, o bewahre immer
Deinen Himmel, dem dein Tal genügt,
Dein zufriednes Glück erfahre nimmer,
Was dann jenseits deiner Berge liegt.

Am Ortsrand stand das Geburtshaus des Kontrapunktisten Simon Sechter, (1788 – 1867 in Wien), der in der Harmonielehre Lehrer von Anton Bruckner war. Sechter war ab 1850 Professor am Konservatorium in Wien. Sein Lehrer war in der Schule von Friedberg Johann Nepomuk Maxandt (+1838 im Alter von 86 Jahren).
Am Marktplatz im Hause Nr.8 erblickte 1793 Freiherr Andreas Baumgartner (+ 1865) das Licht der Welt. Baumgartner war Professor der Physik an der Universität in Olmütz, Begründer der ersten physikalischen Zeitschrift, später Universitätsprofessor in Wien, Mitglied des Herrenhauses, Minister, Lehrer und Gönner von Adalbert Stifter.
Dem Andenken an diese drei Männer waren drei Gedenktafeln gewidmet, die 1870 enthüllt wurde.2
Ebenfalls am Marktplatz, im Hause Nr. 15 wurde der Pädagoge und Schriftsteller Kajetan Markus (1831 – 1893) geboren, der nach langen Bemühungen den Stifter-Obelisken an der Seewand über dem Plöckensteiner See errichten ließ.3 Im Jahre 1930 zählte der Ort 1123 Deutsche, 18 Tschechen und 41 andere Nationalität.4

O. Hanke

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1Johanna Baronin Herzogenberg, „Zwischen Donau und Moldau“, Prestel-Verlag München, 1973, S. 266.
2Deutscher Böhmerwaldbund, Hrsg., „Führer durch den Böhmerwald“, 3. Auflage, 1903, Verlag des Deutschen Böhmerwaldbundes, Budweis, S. 192.
3Hugo Rokyta, „Die Böhmischen Länder“ 1997, 2. Auflage, Vitalis Verlag Prag, 1997, S. 81, woraus auch der Text von Adalbert Stifter entnommen ist.
4Roman Podhola, „Ausflüge in der Umgebung von Ces. Krumlov“, 2. Auflage, 2005,Hrsg.: OS TAM-TAM, Budweis, S. 48. Nach Podhola wurde die Gegend von slawischer und germanischer Bevölkerung gemeinsam besiedelt und im 17. Jahrhundert germanisiert.